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Vom Ende der Welt in Görlitz
Olivier Messiaen und sein »Quatuor pour la fin du temps«

© Foto: Arte/Accentus

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Im Januar 2021 jährte sich die Uraufführung des »Quartetts für das Ende der Zeit« zum 80. Mal. Dies war Anlass, das Werk Messiaens an historischer Stelle, in der Gedenkstätte des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag VIII A, noch einmal aufzuführen.

Nicht immer können sich Komponisten die Orte ihrer Kreativität aussuchen, mitunter werden diese von den Zeitläuften erzwungen. So geschah es auch beim »Quartett für das Ende der Zeit« von Olivier Messiaen. Der Franzose komponierte das Werk, nachdem er im Sommer 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten war. Seine Kompanie wurde zunächst in der Nähe von Nancy festgesetzt, kam aber kurz darauf nach Görlitz ins Stammlager VIII A, dessen Gelände sich heute am Stadtrand des polnischen Zgorzelec befindet. Am 15. Januar 1941 war es so weit. In der Theaterbaracke erklang das »Quatuor« zum ersten Mal. »Niemals wieder wurde mit solcher Aufmerksamkeit und solchem Verständnis zugehört«, erinnerte sich Messiaen später. Der Uraufführung wohnten etwa 400 Zuhörer bei. Hungernde, frierende Menschen, fern ihrer Heimat – im schlesischen Niemandsland fasziniert von dieser so sonderbaren, kristallinen, transzendenten Musik.

Der Titel des Werks bezieht sich auf die Offenbarung des Johannes, in der es heißt: »Es soll hinfort keine Zeit mehr sein, … wenn der siebente Engel seine Stimme erheben und seine Posaune blasen wird, dann ist vollendet das Geheimnis Gottes.«

Mit Pierre-Laurent Aimard (Klavier), Jean-Guihen Queyras (Violoncello), Isabelle Faust (Violine), Jörg Widmann (Klarinette)