Sonntag, 08.08.2021 07:25-08:25 Uhr
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Mozart in Salzburg
Film von Daniel Finkernagel und Alexander Lück

© Foto: Wikipedia, gemeinfrei

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Auch ein Meister wie Wolfgang Amadeus Mozart ist nicht vom Himmel gefallen. Bei allem göttlichen Genie ist er in eine konkrete Umwelt hineingeboren worden und von dieser in Kindheit und Jugend entscheidend geprägt worden. Salzburg war Mitte des 18. Jahrhunderts eher provinziell, zumindest musikalisches Niemandsland. Mozarts Vater Leopold, Hofkomponist und berühmter Geigenlehrer, wollte seinen Sohn von Anfang an aus der Enge Salzburgs in die weite Welt hinausbringen. Mozart und Salzburg – das ist das ständige Streben, nicht in dieser Stadt zu sein: Deshalb befindet sich der junge Mozart mit seinem Vater sehr viel auf Reisen. Das Wunderkind gastiert in Wien und geht gleich dreimal in Italien auf Tournee. Mit zunehmendem Alter wird die Rückkehr nach Salzburg zur Qual – nicht zuletzt, weil Mozart mit seiner Stellung als Hoforganist und seinem Arbeitgeber, dem Erzbischof Colloredo, mehr als unzufrieden ist. »Ich schwöre Ihnen bey meiner Ehre, dass ich Salzburg und die Einwohner – ich rede von gebornen Salzburgern – nicht leiden kann; mir ist ihre Sprache und ihre Lebensart ganz unerträglich«, schreibt der 24-jährige Mozart an seinen Vater, kurz vor seiner endgültigen Flucht nach Wien.

Mit einem Paukenschlag, nämlich mit einem Fußtritt, wird Mozart schließlich aus den Diensten des Erzbischofs entlassen und kehrt Salzburg für immer den Rücken. Auch wenn er seine großen weltberühmten Opern erst in Wien schreibt, so hat er doch auch in Salzburg ein großes Œuvre hinterlassen: durch seine Anstellung beim Erzbischof vor allem kirchenmusikalische Werke, aber auch frühe Konzerte, Sonaten und Serenaden sowie erste musiktheatralische Versuche, die in der Dokumentation anklingen. Doch Grundthema des Films ist die Ambivalenz zwischen der Stadt Salzburg und ihrem größten Sohn. Denn so wenig das Genie die Stadt geschätzt haben mag, so sehr benützt diese heute sein Bild und seinen Namen als weltweit wirkendes Werbelogo. Deshalb vollzieht die Dokumentation Mozarts Lebensumstände konsequent aus dem heutigen Salzburg nach, auch das Verhältnis zur Mutter, zu seinen Freunden und die erotisch-frivole Beziehung zu seiner Cousine.