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Der spanische Choreograph Marcos Morau inszeniert Tschaikowskys beliebtes Ballett »Dornröschen« an der Oper von Lyon. Morau
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Der spanische Choreograph Marcos Morau inszeniert Tschaikowskys beliebtes Ballett »Dornröschen« an der Oper von Lyon. Morau interpretiert das Ballett von 1890 als eine Meditation über die Zeit und inszeniert den Schlaf der verzauberten Prinzessin in einem faszinierenden Rausch der Bilder. Dabei treffen unterschiedliche Epochen und Stile aufeinander. 2021 stellte Marcos Morau beim Festival von Avignon »Sonoma« vor. »Dornröschen«, die neuste Schöpfung des aus Valencia stammenden Choreographen, ist eine Auftragsproduktion für das Ballett der Oper von Lyon.
Was sagt Tschaikowskys Ballett »Dornröschen« dem heutigen Publikum? Ganz im Stil des katalanischen Choreographen Marcos Morau bietet »Dornröschen« viel Stoff für Neuinterpretationen und zahlreiche Möglichkeiten, Märchen, Musik und Ballettästhetik mit aktuellen Lesarten der Geschichte neu in Bezug zu setzen. Um verborgene Bedeutungen in den Textfassungen von Charles Perrault und den Gebrüdern Grimm zutage zu fördern, entledigt sich Marcos Morau alles Dekorativen und fokussiert seine Inszenierung auf das Phänomen der Auflösung von Zeit.
Der Schauplatz seines für 15 Tänzer konzipierten Stücks ist ein paradoxer Nicht-Ort, an dem Zeit und Raum wie in einem Strudel konturlos werden und der zum Nachdenken über das menschliche Dasein einlädt: »Der Raum, den uns dieses Märchen lässt, ist der Raum, in dem wir uns unseren eigenen hundertjährigen Schlaf vorstellen können und der letztendlich unser Leben ist.«
Was würde die Prinzessin Aurora entdecken, wenn sie heute aus ihrem langen Schlaf erwachte? »Dornröschen« entführt das Publikum auf eine Zeitreise, bei der die junge Frau zum Objekt der ambivalenten Betrachtung durch mehrere identisch wirkende Figuren wird. Unter Nutzung sämtlicher Ressourcen von Theater und Tanz kombiniert Marcos Morau verschiedene Stile und lässt Kostüme, Bühnenbild und Licht zu einer autonomen, unheimlich andersartigen Welt mit eigenen Regeln verschmelzen: Organisches und Geometrisches, Abstraktes und Konkretes fügen sich zu einem einzigartigen Raum-Zeit-Kontinuum voller faszinierend geisterhafter Bilder und Figuren, in denen sich die Zweifel und Ängste der Gegenwart widerspiegeln.
Aufzeichnung vom 24. November 2022 an der Oper von Lyon.
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