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Franz Lehár, der Operettenkönig
Der Inbegriff des Operettenkomponisten schlechthin

© Foto: Arte/Julia Wesely 2020

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Bad Ischl, Sommer 1945: Die aus der Emigration heimgekehrte Wiener Journalistin Elsa Herz besucht den 75-jährigen Komponisten Franz Lehár in seiner Villa, um ihn für eine Londoner Zeitung zu interviewen. Es gelingt ihr, Lehár eine Art Lebensbeichte zu entlocken: über seine Arbeit und seinen künstlerischen Ehrgeiz; über seine Liebschaften und seine Frau Sophie; über seine Nähe zu Hitler und über die Künstlerfreunde – Sänger, Librettisten –, die vor den Nazis fliehen mussten oder von ihnen ermordet wurden. Dieses Gespräch ist fiktiv. Allerdings sind die Antworten, die Lehár der Journalistin gibt, authentisch: Sie sind aus Zitaten zusammengesetzt, die von ihm mündlich oder schriftlich überliefert sind. Lehárs Welterfolge sind eigens für diesen Film neu aufgenommen worden; es spielen die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Manfred Honeck, es singen Camilla Nylund, Piotr Beczała und Michael Schade.

Er ist der Inbegriff des Operettenkomponisten schlechthin: Franz Lehár (1870-1948). Dieses Jahr feiert die Musikwelt seinen 150. Geburtstag. Als Lehár 1905 mit der „Lustigen Witwe“ seinen ersten Welterfolg landete und damit zu einem der reichsten Menschen der k. u. k. Monarchie wurde, schuf er zugleich den Prototyp eines neuen Operettenstils, der das Genre lange Zeit prägen sollte.
Mit der Machtübernahme der Nazis 1933 geriet Lehár in Berlin in eine heikle Situation: Da fast alle Librettisten seiner Werke Juden waren, spielte man die Operetten ab sofort ohne Nennung der Textdichter. 1936 lernte Lehár in Berlin Hitler persönlich kennen, ein glühender Verehrer seiner Musik. Lehárs jüdische Frau Sophie wurde zu einer sogenannten Ehrenarierin erklärt und dennoch um ein Haar deportiert. Seinen Librettisten Victor Léon konnte Lehár vor dem KZ bewahren, bei Fritz Löhner-Beda gelang ihm das nicht, er wurde in Auschwitz ermordet. Über sein ambivalentes Verhältnis zum NS-Regime verlor er kein Wort.

Wer in der Branche etwas auf sich hielt, der hatte in Ischl eine Villa – Lehárs Villa war wohl die repräsentativste von allen. Die Räume sind nach Lehárs Willen gestaltet und bis heute unverändert im Originalzustand belassen. Hier entstand dieser Film von Regisseur Thomas Macho: Dem ambivalenten Charakter des Komponisten auf den Grund zu gehen, das hat sich die aus der Emigration heimgekehrte Wiener Journalistin Elsa Herz vorgenommen. Sie besucht Lehár im Sommer 1945 in seiner Villa, um mit ihm ein großes Interview zu führen. Mit Charme und Hartnäckigkeit versucht sie, den misstrauisch auf seine Reputation bedachten Lehár aus der Reserve zu locken.
Von Franz Lehár gibt es eine Menge schriftlicher und mündlicher Zeugnisse, die als Grundlage für das Drehbuch dieses Films dienten. Die Antworten, die Lehár der Journalistin gibt, sind daher authentisch – sie bestehen aus überlieferten Zitaten, Erzählungen und Selbstbekenntnissen des Komponisten. Eigens für diesen Film haben die Wiener Symphoniker unter Dirigent Manfred Honeck ein Best-of aus Lehárs Werk eingespielt. Die großartigen Solisten Camilla Nylund, Piotr Beczała und Michael Schade interpretieren Höhepunkte aus Lehárs beliebtesten Operetten, aber auch Unbekanntes, wie etwa die symphonische Tondichtung „Fieber“. Aufgenommen wurde das Konzert im Theater an der Wien, dem Ort zahlreicher Uraufführungen von Lehár-Operetten, wie beispielsweise der „Lustigen Witwe“.

Technische Daten
Genre:Operette
Regie:Thomas Macho
Wiener Philharmoniker, Manfred Honeck
Mit Piotr Beczała (Tenor), Aglaia Szyszkowitz (Elsa Herz), Wolfgang Hübsch (Franz Lehár), Camilla Nylund (Sopran), Michael Schade (Tenor).

Arte Concert: Online vom 27. Dezember 2020 bis 3. Januar 2021