Montag, 15.04.2024 00:45-02:10 Uhr
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Richard Siegal: Ballet of (Dis)Obedience
Kompanie Ballet of Difference

© Foto: Arte/Nightfrog/WDR

Details

Die Geometrie von Körpern und deren synchrone Bewegungen im Raum – das ist die Kunst des US-amerikanischen Choreographen Richard Siegal. Im »Ballet of (Dis)Obedience« bedient er sich Methoden des japanischen Shuudan Koudou. Seine Kölner Kompanie Ballet of Difference entwickelte ein Stück zwischen Militarismus und Freiheitsausbrüchen. Diese Tanzdokumentation ist weit mehr als nur eine gefilmte Aufführung. Choreograph Richard Siegal arbeitete intensiv mit Regisseur Benedict Mirow zusammen, um sein »Ballett des (Un)Gehorsams« außerhalb des gewohnten Bühnenraums neu zu inszenieren.

Richard Siegal und seine Kompanie reisen mit einem Kamerateam nach Tokio, um das Shuudan-Koudou-Training zu besuchen. Dieses japanische Präzisionsgehen ist eine Mischung aus zeitgenössischem Tanz, Sport und militärischen Märschen mit einer unvergleichlichen ästhetischen Virtuosität. Nach der Rückkehr wird die Produktion zunächst am Schauspiel Köln inszeniert und schließlich für die Dreharbeiten im Malersaal des Theaters in einem alten Industriegebäude komplett neu in Szene gesetzt. Hier gibt es kein Publikum, das auf einer Seite sitzt. Die Kamera bewegt sich frei um und durch die Tänzerinnen und Tänzer sowie um die berühmte Performerin Nazareth Panadero; sie ist Originalmitglied von Pina Bauschs Wuppertaler Kompanie und rezitiert dystopische Texte von Franz Kafka über Macht und Ohnmacht. Ein großer Teleskopkran fängt die Szene aus der Vogelperspektive ein.

Die Kamera wird selbst zum Akteur und umspielt die starken futuristischen Kleider der Kostümbildnerin Flora Miranda, musikalisch begleitet von einem gluckernden elektronischen Soundtrack des deutschen Minimalisten Alva Noto. In einigen Szenen brechen die Darsteller schließlich aus dem System aus und die Kamera folgt ihnen durch Fenster, morsche Treppenhäuser oder sogar hinaus ins Grüne. Richard Siegals Ballet of Difference besteht aus herausragenden Tänzerinnen und Tänzern. Alle sind als Individuen erkennbar und ein Spiegelbild unserer vielfältigen Gesellschaft.