Arte, 07.04.2019, 22:50-01:05 Uhr. »Sempre libera« – »Auf ewig frei« – lautet die Losung, die den ersten Akt der Verdi-Oper beschließt und die sich auch Regisseur Benjamin Lazar, Schauspielerin Judith Chemla und Musiker Florent Hubert für ihr ungewöhnliches Bühnenstück auf die Fahnen geschrieben haben. In ihrer neuen Produktion am Pariser Théâtre des Bouffes du Nord verbinden sie die weltbekannte Musik aus »La Traviata« mit Dialogen aus Alexandre Dumas‘ Roman »Die Kameliendame« sowie Elementen aus dem spleenigen Paris von Charles Baudelaire und Théophile Gautier.
In diesem Mikrokosmos, in dem die Schauspieler abwechselnd Sänger, Musiker und Sprecher sind, entfalten sich die unzähligen Facetten der berühmt-berüchtigten Hauptfigur Alphonsine Plessis, genannt Marie Duplessis oder – wie bei Verdi – Violetta Valéry. Ihren wahren Namen gibt die tuberkulosekranke Kurtisane, in Literatur und Theater oft zur märtyrerischen Heldin erhoben, auch bei Benjamin Lazar nicht preis. Schwere Opiumschwaden, betörender Blumenduft und weiße Gazeschleier schaffen einen diffusen Raum, in dem das liebesreuige Halbweltmädchen ihrem Lebensdrang freien Lauf lassen kann.
Benjamin Lazar bewahrte die pulsierenden Rhythmen der Verdi-Musik mit ihrer frenetischen Energie, aber auch mit ihrer schlichten Einfachheit. Das auf ein Minimum reduzierte Orchester wirft ein neues Licht auf die weltbekannten Verdi-Melodien. Und in der Inszenierung erklingen immer wieder die bitteren Worte, die das allzu kurze Leben der skandalträchtigen Protagonistin nur zu gut zusammenfassen: »Traviata – Ihr verdient eine bessere Zukunft«.
Regie: Corentin Leconte
Inszenierung: Benjamin Lazar
Bühnenbild: Adeline Caron
Kostüme: Julia Brochier
Licht: Maël Iger
Dirigent: Florent Hubert, Paul Escobar
Mit Judith Chemla (Violetta Valéry), Damien Bigourdan (Alfredo Germont), Jérôme Billy (Giorgio Germont), Elise Chauvin (Flora Bervoix/Annina), Florent Baffi (Arzt), Marie Salvat (Violine), Myrtille Hetzel (Cello), Axelle Ciofolo de Peretti (Klarinette), Renaud Charles (Flöte), Bruno le Bris (Kontrabass), Gabriel Levasseur (Akkordeon), Benjamin Locher (Baron Douphol/ Horn), Sébastien Llado (Posaune).