John Eliot Gardiner
The Art of Conducting
Orchesterleiter und Biobauer: Wenn John Eliot Gardiner von einer Konzerttournee zurückkehrt, füttert er gerne seine Aubrac-Rinder, die er auf seinem Biohof im südenglischen Dorset hält. Das erde ihn und verbinde ihn mit der Natur im Gang der Jahreszeiten, sagt er. Gardiners internationale Karriere begann mit einer Neuinszenierung von Monteverdis »Marienvesper«; er positionierte einzelne Sänger und Sängerinnen und Instrumentengruppen in verschiedenen Teilen des gewaltigen Baus, so dass die in der Komposition angelegten Raumklang- und Echoeffekte deutlicher zu spüren waren als in früheren Einspielungen. Inzwischen hat sich Gardiner nach Monteverdi, Bach und Händel auch die wichtigsten Orchester- und Chorwerke Mendelssohns, Beethovens und Berlioz‘ erschlossen.
In der ARTE-Dokumentation spricht Gardiner von Bachs h-Moll-Messe als einem Mount Everest der Musikliteratur, das den Komponisten auch als Zweifler zeige. Der Dirigent hat mehrere Ensembles von Weltrang gegründet, die mit ihm am idealen Klang arbeiten: den Monteverdi Choir, die English Baroque Soloists und das Orchestre Révolutionnaire et Romantique. Gardiner hört erst auf, wenn der perfekte Sound gefunden ist: Er muss die Stimmungen und Gefühlsqualitäten, die der Komponist im Sinn hatte, zum Ausdruck bringen, damit das Publikum die Musik so frisch empfindet, als wäre das Stück gerade erst geschrieben worden.