Genre Tanz, Ballett
Mai
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Die Pinakothek der Moderne in München gehört zu den größten Sammelhäusern Europas. Das Zentrum des Gebäudes bildet eine gläserne Rotunde, die seit dem Jahr 2019 im Rahmen eines Kunstprojektes regelmäßig
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Die Pinakothek der Moderne in München gehört zu den größten Sammelhäusern Europas. Das Zentrum des Gebäudes bildet eine gläserne Rotunde, die seit dem Jahr 2019 im Rahmen eines Kunstprojektes regelmäßig als Installationsraum für ortsspezifische Werke dient. Bis Mitte August 2021 war die monumentale Skulptur »HOWL« des weltbekannten britisch-indischen Bildhauers Anish Kapoor zu sehen, die sich über drei Stockwerke erstreckte.
Zu diesem Anlass inszenierte die Pinakothek in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Choreographen Richard Siegal das Tanzprojekt »New Ocean« und führte so verschiedene Kunstformen zusammen. Die Tänzer und Tänzerinnen des Kölner Ballett of Difference verkörpern hybride Formen und drücken naturwissenschaftliche Aspekte in ästhetischen Bewegungen aus. Auf diese Weise integriert Siegal den skulpturalen Ansatz tanzender Körper in ökologische Fragestellungen zur globalen Erwärmung. Die Perspektiven der Ästhetik und der Naturwissenschaft werden so mit der Bewegung in Einklang gebracht und ergeben ein mathematisches Choreographie-System. Die Schönheit liegt dabei im Zusammenspiel der Tänzer und Tänzerinnen, die in ihrer Bewegung Äußeres und Inneres vereinen.
Die Skulptur von Kapoor und die Choreographie von Siegal funktionieren unabhängig voneinander als eigenständige Kunstwerke, jedoch entsteht durch ihr Zusammenwirken eine einzigartige Symbiose von Architektur, Tanz und Naturwissenschaft – als würden »HOWL« und »New Ocean« in einen Dialog miteinander treten und so den Zeitgeist der Gegenwart einfangen.
Choreographie: Richard Siegal
Komponist: Alva Noto, Ryuichi Sakamoto
Ensemble Modern
Mit Martina Chavez, Margarida Isabel De Abreu Neto, Livia Gil, Mason Manning, Andrea Mocciardini, Claudia Ortiz Arraiza, Evan Supple, Zuzana Zahradníkova, Long Zou
Juni
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Der spanische Choreograph Marcos Morau inszeniert Tschaikowskys beliebtes Ballett »Dornröschen« an der Oper von Lyon. Morau interpretiert das Ballett von 1890 als eine Meditation über die Zeit und inszeniert den
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Der spanische Choreograph Marcos Morau inszeniert Tschaikowskys beliebtes Ballett »Dornröschen« an der Oper von Lyon. Morau interpretiert das Ballett von 1890 als eine Meditation über die Zeit und inszeniert den Schlaf der verzauberten Prinzessin in einem faszinierenden Rausch der Bilder. Dabei treffen unterschiedliche Epochen und Stile aufeinander. 2021 stellte Marcos Morau beim Festival von Avignon »Sonoma« vor. »Dornröschen«, die neuste Schöpfung des aus Valencia stammenden Choreographen, ist eine Auftragsproduktion für das Ballett der Oper von Lyon.
Was sagt Tschaikowskys Ballett »Dornröschen« dem heutigen Publikum? Ganz im Stil des katalanischen Choreographen Marcos Morau bietet »Dornröschen« viel Stoff für Neuinterpretationen und zahlreiche Möglichkeiten, Märchen, Musik und Ballettästhetik mit aktuellen Lesarten der Geschichte neu in Bezug zu setzen. Um verborgene Bedeutungen in den Textfassungen von Charles Perrault und den Gebrüdern Grimm zutage zu fördern, entledigt sich Marcos Morau alles Dekorativen und fokussiert seine Inszenierung auf das Phänomen der Auflösung von Zeit.
Der Schauplatz seines für 15 Tänzer konzipierten Stücks ist ein paradoxer Nicht-Ort, an dem Zeit und Raum wie in einem Strudel konturlos werden und der zum Nachdenken über das menschliche Dasein einlädt: »Der Raum, den uns dieses Märchen lässt, ist der Raum, in dem wir uns unseren eigenen hundertjährigen Schlaf vorstellen können und der letztendlich unser Leben ist.«
Was würde die Prinzessin Aurora entdecken, wenn sie heute aus ihrem langen Schlaf erwachte? »Dornröschen« entführt das Publikum auf eine Zeitreise, bei der die junge Frau zum Objekt der ambivalenten Betrachtung durch mehrere identisch wirkende Figuren wird. Unter Nutzung sämtlicher Ressourcen von Theater und Tanz kombiniert Marcos Morau verschiedene Stile und lässt Kostüme, Bühnenbild und Licht zu einer autonomen, unheimlich andersartigen Welt mit eigenen Regeln verschmelzen: Organisches und Geometrisches, Abstraktes und Konkretes fügen sich zu einem einzigartigen Raum-Zeit-Kontinuum voller faszinierend geisterhafter Bilder und Figuren, in denen sich die Zweifel und Ängste der Gegenwart widerspiegeln.
Aufzeichnung vom 24. November 2022 an der Oper von Lyon.