Samstag, 03.02.2024 19:20-20:00 Uhr
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Wunderkinder
Mini-Mozarts: Fluch oder Segen?

© Foto: 3Sat/ZDF/Isabell Roempke

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Die Dokumentation zeigt die kleinsten Stars der klassischen Musik: hochbegabte Kinder, die an Cello, Geige und Klavier brillieren, sogar ganze Konzerte komponieren. In einem Alter, in dem andere Kinder vor allem mit Schule, Sport und Minecraft-Spielen beschäftigt sind.

Stundenlanges Üben, Erwartungsdruck und stressige Konzertreisen sind selbst für gestandene Erwachsene belastend. Was macht das erst mit Kindern und Jugendlichen? Die zehnjährige Charlotte Melkonian etwa nimmt regelmäßig Cellounterricht am Mozarteum Salzburg, besucht Meisterkurse bei renommierten Professoren, gewann bereits zahlreiche Wettbewerbe und trat als Solistin mit der HansePhilharmonie Hamburg auf. Sie ist eine von den 72 Schützlingen des Julius-Stern-Instituts, einer der renommiertesten Talentschmieden für klassische Musik und Teil der Fakultät Musik der Universität der Künste Berlin. Leiterin Anita Rennert spricht lieber von Ausnahmetalenten als von »Wunderkindern«, denn bei dem Begriff denke man an zu ehrgeizige Eltern und an eine übermäßige Vermarktung, die sich am Ende negativ auswirken könne auf die Entfaltung des Kindes.

In der Tat sehen sich Eltern hochbegabter, musikalischer Kinder oft dem Vorwurf ausgesetzt, nur ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Für Simone Marsollek, Mutter des neunjährigen Maddox und des siebenjährigen Miles, ist die Hochbegabung ihrer Söhne ein Fulltime-Job. »Manchmal schlägt man entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen, weil es unglaublich zeit- und kostenintensiv ist.« Sie sieht sich in der Pflicht, den Entfaltungsbedürfnissen ihrer Söhne nachzukommen, fühlt sich in der Förderung aber oft alleingelassen. Deshalb gründete sie den Verein »Musikförderung Berliner Entdeckungen« – ein Verein zur Unterstützung, Vernetzung und Entdeckung Hochbegabter.

Was macht also ein Wunderkind zum Wunderkind? Die gleichnamige, zweiteilige Dokumentation zeigt nicht nur die kleinen Menschen hinter der Maschinerie »Wunderkind«, sondern stellt ganz grundsätzliche Fragen nach Talent, Intelligenz, Fähigkeit und Erfolg. Abseits der Aneinanderreihung von erstaunlichen Biografien, die auch kontroverse Fragen nach Drill und Hype aufwerfen, ermöglichen renommierte Experten aus dem Gebiet der Hochbegabungsforschung und Virtuosen verschiedener künstlerischer Disziplinen einen tiefen Einblick in die Welt der kleinen Maler- und Musiker.

Nicht nur in der Musik, auch in der bildenden Kunst gibt es sie: Kinder, die bereits eine beträchtliche Karriere hingelegt haben. Und Eltern, die ihre Berufe aufgeben, um ihre Kleinen zu fördern. Doch kann es gut gehen, wenn Kinder das Familieneinkommen sichern?